Sonntag, 16. Juni 2013

Politiker zwischen zwei Stühlen in Göteborg

Die Stadt Göteborg besitzt insgesamt 130 Firmen mit rund 7700 Angestellten und ist damit ein gigantischer Konzern, der mit seinen verschiedenen Verstrickungen kaum zu steuern und zu überblicken ist. Selbst Stockholm verfügt nicht über das Firmenimperium, das die Stadt Göteborg im Laufe der Zeit aufbaute, und dies, obwohl es in Schweden verboten ist, dass ein städtisches Unternehmen privaten Firmen Konkurrenz macht.

Das Problem des Firmenimperiums wäre indes nicht einmal so bedeutend, wenn jede Firma unabhängig arbeiten würde und die Stadtverwaltung lediglich eine Kontrolle ausüben würde. Aber der Geist Göteborgs in Form der Stadträte lässt dies leider nicht zu, denn nach einer Untersuchung der Tageszeitung GP (Göteborgs-Posten) gibt es nicht ein städtisches Unternehmen in dem nicht ein oder mehrere Stadträte im Vorstand sitzen um die Interessen der Stadt zu wahren. Und es gibt nicht einen Stadtrat, der keine Zusatzaufgabe hätte.

Bedeutend wird dies vor allem dann, wenn ein Stadtrat nicht nur in einem der Unternehmen maßgebliche Aufgaben wahrnimmt, sondern gleichzeitig in vier, fünf oder noch mehr Firmen seinen Einfluss gelten machen will, was leider keine Ausnahme in Göteborg ist. Es ist verständlich, dass dabei natürlich immer wieder Konfliktsituationen aufkommen, die in jedem Privatunternehmen undenkbar wären, denn die gleiche Person hilft zu Entscheidungen, die miteinander nicht immer zu vereinbaren sind. Aber die Zusatzeinkünfte und die Machtausübung sind den Politikern der Stadt aller Schattierungen natürlich wichtiger als eine sauber geführte Stadt.

Herbert Kårlin

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